
03. - 09. April 2022
Burg Schwaneck, Pullach im Isartal
Über die Veranstaltung
Die Akademie Datenschutz 2022 ist eine SmP (Stipendiat:innen machen Programm) Akademie, die von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert und von Stipendiat:innen organisiert wird. Die Veranstaltung steht allen aktuellen Geförderten der Studienstiftung offen, aber wir möchten auch Nichtstipendiat:innen die Möglichkeit bieten, sich zu bewerben. Über eine gesamte Woche habt ihr dann die Möglichkeit, euch mit ungefähr 80 Teilnehmenden und 8 Expert:innen in 6 verschiedenen Arbeitsgruppen mit dem Thema Datenschutz intensiv zu beschäftigen.
Betrachtet man die gesamte Menge der Daten, die die Menschheit von Beginn an bis 2005 generiert hat, kommt man auf etwa 130 Exabytes – also 130 Millionen Terabytes. Das schließt alles ein, was die Menschheit erschaffen und aufgezeichnet hat. Nicht nur digital, sondern unter anderem auch in schriftlicher Form. Nur fünf Jahre später hat sich dieser Betrag beinahe verzehnfacht und bis 2020 sollen insgesamt etwa 40.900 Exabytes an Daten generiert worden sein. In nur 15 Jahren haben wir also mehr als 300-mal so viele Daten generiert wie in der gesamten restlichen Menschheit kombiniert. Auch wenn diese Statistik nur mit Vorsicht zu genießen ist, bleibt der Trend der wachsenden Wichtigkeit von Daten, sowohl wirtschaftlich, politisch als auch wissenschaftlich, unübersehbar: Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Big Data, künstliche Intelligenz, Internet of Things: ihnen allen liegt die weitreichende Sammlung von persönlichen und anonymisierten Daten zugrunde.
Zahlreiche Skandale mit dem unrechtmäßigen Umgang von Daten sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik bringen immer wieder die Frage nach Datenschutz auf. Dieser ist im Duden – zunächst scheinbar recht einfach -als „Schutz der Bürger[:innen] vor unbefugter Erhebung, Speicherung und Weitergabe von Daten (2, 3), die ihre Person betreffen“ definiert. Wie facettenreich diese Definition jedoch tatsächlich ist, möchten wir in dieser SmP Akademie zum Ausdruck bringen. Es geht bei Weitem nicht nur darum, ob sich einige Menschen beim Ansehen personalisierter Werbung unwohl fühlen. Unter anderem sollen Konzepte wie die der Echo Chambers auf ihre möglichen globalen gesellschaftlichen Auswirkungen näher analysiert und die Bedeutung von Datenschutz im Zusammenspiel mit Sicherheit diskutiert werden. Welche Rechte und Pflichten bei der Erhebung und Verarbeitung von persönlichen Daten soll die Forschung haben, und welche die Wirtschaft?
Mit diesen Themen werden sich die Teilnehmenden innerhalb verschiedener Arbeitsgruppen (auf welche im weiteren Verlauf eingegangen wird) auseinandersetzen. Tägliche begleitende Fachvorträge zu unterschiedlichen Bereichen und Sichtweisen werden diese ergänzen. In angewandten Workshops zeigen wir konkret, welche einfachen Maßnahmen jede einzelne Person von Passwortsicherheit über Verschlüsselung bis hin zu alternativen Betriebssystemen für Computer und mobile Geräte ergreifen kann, um sich besser zu schützen. Letztlich soll die Akademie durch Nachmittagsprogramme und Wahlkurse von Stipendiat:innen abgerundet werden. Ob Theater, Fotografiekurs, Lesezirkel, Laufgruppe oder Filmteam – wir freuen uns hier auf das Engagement und die Kreativität der Teilnehmenden.
Gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz
Datenschutz ist ein Wort, das sich spätestens seit den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden 2013 im Zentrum medialer Öffentlichkeit befindet. Dabei ist der Themenkomplex um den Begriff äußerst facettenreich und etwas, das in diverse Teile gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurses reicht.
Datenschutz kann als Reaktion verstanden werden. Schutz geht schließlich immer von einer Aggression aus, die abgewehrt werden soll. Als solche Reaktion ist Datenschutz in seiner heutigen Form ein sehr junges Phänomen. Juristisch kodifiziert wurde er beispielsweise erst 1970 mit dem weltweit ersten Datenschutzgesetz in Hessen.
Dieser Blick in die junge Vergangenheit verrät, dass die wissenschaftliche Behandlung mit dem Thema noch großes Potential innehat. Insbesondere angesichts eines exponentiell zu wachsenden anmutenden technischen Fortschritts, der die Dynamiken um den Datenschutz regelmäßig um neue Gebiete zu erweitern scheint.
Gleichzeitig zeigt ein Blick in die mögliche Zukunft die enorme Relevanz des Datenschutzes. Besonders in dessen Verständnis als Reaktion gibt es Tendenzen globalen Ausmaßes, auf die reagiert wird. Einige wenige multinationale Konzerne, deren Wert gesamte nationale Ökonomien in den Schatten stellt, gewinnen zunehmend an Einfluss. Als Reaktion auf diese oligopole Aufstellung verspricht sich ein gewisses gesellschaftliches Bewusstsein für den Wert von Daten zu entwickeln. Ein Bewusstsein, das kritisches Denken und gesellschaftliche Reflexion erfordert, wie wir sie in diesem Seminar zu fördern erhoffen. Jede relevante Prognose beinhaltet datenbasierte Wirtschaft als ein zentrales und immer weiter an Relevanz gewinnendes Charakteristikum unserer Gesellschaft.
Eine Auseinandersetzung mit den Facetten dieses Themas ist also unerlässlich. Diese erstrecken sich von juristischen Fragen, über soziokulturelle und politische Dynamiken, die Betrachtung homomorpher Verschlüsselung als vielversprechende Zukunftstechnologie bis hin zu einer Betrachtung der Wissenschaft selbst. Diese Themenfelder sollen in unseren sechs Arbeitsgruppen behandelt werden.